Go Liverpool

» gepostet am Datum02.05.07 um Zeit14:03 Uhr

Als Drogba in der 115. Minute an der Chance zum 1:1 vorbeischlittert, geht ein Raunen durch das kleine Freiluftkino. An die 150 Ghanaer haben sich eingefunden, um die Partie Chelsea - Liverpool zu verfolgen, um Drogba und Essien anzufeuern oder doch für Liverpool zu sein. Hauptsache Fußball.

Doch das Drama will kein Ende nehmen, kein Tor fällt in der Nachspielzeit, es geht ins Elfmeterschießen. Liverpool hält, Liverpool trifft. Und noch einmal. Liverpool gewinnt. Das Freiluftkino teilt sich in Freude und Trauer, in Dasitzen und Kopfschütteln und Umher rennen, Pfeifen und Glocke läuten. Alles für 5000 Cedi, knapp 50 Cent. Sogar Popcorn gibt es, allerdings nur salziges.

Außer Liverpool gab es gestern noch mehr zu feiern, nämlich den Maianfang. "May day" heißt das hier, warum eigentlich auch nicht, liegt ja nahe. Wieder einmal haben sich Tausende am Independence Square eingefunden, um den ersten Mai zu feiern. Diesmal ist es allerdings nicht ganz so schlimm wie am Tag der Unabhängigkeit, man kann sich noch frei bewegen und sogar einen Platz auf der Tribüne ergattern.

Zahlreiche Firmen und Geschäfte haben sich eingefunden, alle tragen einheitliche, meist weiße Kleidung mit Firmenlogo und der Aufschrift "May day". Toyota ist da, der Daily Graphic, das Fastfood-Restaurant "Papaye" und unzählige andere. Viele mit Transparenten und Schildern, manche mit Werbung, manche mit Parolen. "Pay realistic tarifs", verlangt einer, "Thank you president for our jobs", sagt ein anderer. Es gibt Yogo, Kokosnüsse, Wakye, Eis. Zumindest eine Art Eis.

Sogar der Präsident ist da, mit Strohhut, weißem Hemd und schwarzer Hose. Er erzählt etwas, das man kaum versteht, hinterher erfahren wir, dass die meisten enttäuscht sind, weil er wichtige Themen wieder nicht angesprochen, weil er wieder um das Wesentliche drum herum geredet hat. Man kann wirklich nicht behaupten, dass viele Ghanaer mit der Regierung zufrieden seien.

Nun ist also Mai, heute schon der zweite. Heute kann man auch mal wieder ins Internet, nach abschnittsübergreifendem Stromausfall, nach Netzwerkproblemen und Feiertag. Mittlerweile kann man gar nicht mehr genau sagen, wann es Strom gibt und wann nicht, der Wasserpegel des Akosombo-Damms fällt und fällt, mindestens jeden zweiten Tag gibt es keinen Strom, manchmal länger, manchmal kürzer. Wann sich die Lage bessert, weiß keiner, die Politik denkt über den Einsatz von Atomenergie nach, Schwachsinn, sagen andere, das würde mindestens zehn bis fünfzehn Jahre dauern, bis das einsatzbereit wäre.

Mittlerweile geht hier alles seinem Ende zu. Vorgestern die vorletzte Malariatablette, heute das vorletzte Mal Waschen, abends das letzte Mal Oldtimers. Der erste Abschied, von DJ Nabosco, der inzwischen sogar sein eigenes Intro hat und mir eine CD mit allen aktuellen Hiplife-Songs gebrannt hat. Heute nochmal zum Friseur, am Freitag noch ein paar Souvenirs, am Samstag den letzten Ausflug, am Sonntag das letzte Mal zum Kokrobite-Strand. Am Montag der letzte Tag beim Enquirer. Am Dienstag der letzte Abend hier im Haus. Am Mittwoch der letzte Tag in Ghana. Am Donnerstag schon zuhause. Home, sweet home?





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