Kulinarisches

» gepostet am Datum12.03.07 um Zeit18:33 Uhr

Kaum zu glauben, aber mittlerweile bin ich schon seit einem Monat hier. Und jetzt, wirklich erst jetzt, hab ich mich eingelebt und komme inzwischen ziemlich gut zurecht. Ich kann sogar per kreisender Handbewegung ein Trotro anhalten und mit einem "Mate! Bus Stop!" selbiges zum Anhalten bringen. Der "Mate" ist übrigens der im Trotro, der das Geld einsammelt und lautstark die Endstation verkündet, also beispielsweise "Circ! Circ! Circ!" oder "Kaneshie! Kaneshie! Kaneshie!" oder "Achimota! Achimota! Achimota!". Vielleicht wäre das eine Marktlücke in Deutschland. Vielleicht sollte man sich einfach mal einen VW-Bus kaufen, sich einen Mate suchen, durch Pforzheims Innenstadt fahren und der Mate brüllt "Leo! Leo! Leo!" und wer immer mitfahren will, beschreibt mit der Hand ein "L". Aber wahrscheinlich wäre das doch nichts für Europa.

Nun, nach einem knappen Monat, fühle ich mich auch bereit, mal etwas genauer auf das Essen hier einzugehen, auch wenn ich bisher kein einziges Mal gekocht habe, vorausgesetzt, Marmeladenbrot zählt nicht zu "Kochen" dazu, wovon ich jetzt einfach mal ausgehe.

Mit Sicherheit habe ich noch nicht alles probiert, geschweige denn kenne ich alles, und ich werde wahrscheinlich bei meiner Rückreise auch noch nicht alles kennen. Aber soweit mal eine kleine Abhandlung darüber, was ich bisher kennen gelernt habe.
Da gäbe es erst einmal Fufu und Banku. Beide sind ähnlich und kann man sich als Teigklöße vorstellen, die meines Wissens aus Mais und Wasser hergestellt werden. Man isst beides mit einer Soße zusammen, beispielsweise Palmnut Soup oder Groundnut Soup, zwei rote Soßen, die beide vor allem scharf schmecken, vielmehr Geschmack lässt sich auch nicht unbedingt herausfinden. Daneben gibt es noch einige andere Soßen, mit verschiedenen Blättern und auch einige mit Fisch. Fufu oder Banku zu sich zu nehmen funktioniert dann so, dass man ein Stückchen vom Fufu/Banku-Kloß in die Hand nimmt, es gegebenenfalls zu einer Kugel rollt, in die Soße tunkt und wohl bekomms.

Ähnlich wie Fufu und Banku ist Kenkey, auch kloßartig, in der Konsistenz aber etwas fester. Schmeckt eigentlich ähnlich wie Fufu und Banku, hauptsächlich nämlich nach nichts. Kann man sich auch wie einen Kloß vorstellen, wird auch mit verschiedenen Soßen gegessen.

Dann gäbe es da noch Waakye, dunkler Reis mit Bohnen, schon für 5000 Cedis gibt es davon eine ordentliche Portion. Schmeckt gut, man kann aber nicht viel davon essen, weil es unheimlich satt macht. Außer Waakye, Fufu und Banku findet man noch oft Jollof und Red-Red in den Chop Bars, den lokalen Fast-Food-Imbissen (wobei der Begriff "Fast food" hin und wieder rein ironisch zu sehen ist). Jollof ist eine Art Gemüse mit Reis, was Red-Red ist, werde ich noch herausfinden.

Soviel zum Fast food, ansonsten findet man auf dem Markt beinahe alles, was es auf deutschen Märkten auch gibt: Bananen, Tomaten, Gurken, Salat, Zwiebeln, Äpfel, Fisch, Karotten, Erdnüsse etc., alles zu niedrigen Preisen, fünf Bananen gibt es für 2000 Cedis, also etwa 20 Cent.

Den kleinen Hunger oder Durst zwischendurch stillt man am besten mithilfe von Kopfhändlern (so nenne ich jetzt einfach mal diejenigen, die ihre Waren auf dem Kopf transportieren und anpreisen) oder Wagenhändlern. Wagenhändler sind Händler mit einem Kühlwagen und darauf installiertem Glasbehälter. In selbigem befinden sich Spring Roles, Meat Pies und Rock Pies. Spring Roles sind eine Art Frühlingsrollen, schmecken ziemlich gut, wenn auch manchmal ziemlich trocken. Meat Pies sind kleine Küchlein in Nussecken-Form, mit Fleisch gefüllt. Immer mehr oder weniger, je nach Händler. Rock Pies sind unseren Muffins ähnlich, wenn auch sehr trocken.

Im Kühlbehälter finden sich dann FanIce, FanYogo, FanChoco und Tampico. Alles in praktischer Beutelform, zum Aufbeißen und In-den-Mund-laufen-lassen. FanIce (2500 Cedi) ist Vanilleeis, FanYogo (regular 2000 Cedi, maxi 3000) eine Mischung aus Joghurt und Erdbeereis (sehr lecker!), FanChoco (2500 Cedi) Schokoladeneis (mir persönlich zu schokoladig, teilweise aber sehr beliebt). Tampico (2000 Cedi) ist eine Art Orangenlimonade, allerdings ohne Kohlenäure.

Andere Getränke sind das von mir bevorzugte Cocao und selbstverständlich pure water. Ein Beutel Cocao kostet 1000 Cedi, ein pure water 300.

Natürlich gibt es noch weitaus mehr, aber das ist so meine kleine kulinarische Welt hier in Ghana. Es gibt noch einen Markt namens "Koala", der alle möglichen europäischen Produkte anbietet, Haribo, Nutella, Kellogs, Snickers, Twix, Käse und so weiter. Käse und Milchprodukte gibt es hier nämlich auch nicht wirklich. Allerdings ist der Koalamarkt sehr teuer, also auf europäischem Niveau. Auch international essen zu gehen ist nicht unmöglich, im Viertel "Osu" in Accra gibt es einige internationale Restaurants, Chinesen, Italiener, Inder. Allerdings kann man hier sein Geld auch leicht loswerden.

Heute Abend werde ich meine Kochunternehmungen von Marmeladenbrotschmieren auf eine ganz neue Ebene erheben, indem ich mir eine Art Dessert machen will. Zutaten: FanIce, Bananen, Erdnüsse. FanIce in eine Schüssel geben, Bananen in Scheiben schneiden und dazu geben, Erdnüsse klein hacken, ebenfalls dazugeben. Heraus kommt ein leckeres Erdnuss-Bananen-Vanille-Split. Hoffe ich zumindest.





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