Musikalisches Heimweh

» gepostet am Datum27.02.07 um Zeit18:54 Uhr

Endlich wieder House! Ich sitze auf der Terrasse (auch wenn "Terrasse" stark übertrieben ist) des Praktikawelten-Hauses, Kopfhörer im Ohr, Laptop auf dem Schoß, und lerne die Schattenseiten von Hochglanz-Displays kennen (im wahrsten Sinne des Wortes). Es ist gerade zwölf Uhr, als ich diesen Eintrag schreibe. Arbeiten muss ich heute nicht. Ich war heute Morgen in der Redaktion, damit aber auch der einzige. Bis auf eine Sekretärin waren alle Redakteure und Mitarbeiter zuhause. Die Sekretärin erklärte mir, gestern wurde die Ausgabe für Montag produziert und in den Druck gegeben, also müsse heute niemand arbeiten. Nur ein Redakteur sei noch in irgendeinem Zimmer und schlafe.

Ja, es ist nicht ganz leicht, sich an die Arbeitsmentalität hier zu gewöhnen. Ich hoffe aber, am Montag mit dem Nachrichtenredakteur auf Nachrichtensuche gehen zu können. Außerdem hab ich angeboten, ein kleines Stück über meine Eindrücke von Ghana zu schreiben, was er gut fand. Wir werden sehen. Von einem Aspekt der ghanaischen Zeitungsmentalität kann sich die deutsche jedoch noch eine Scheibe abschneiden: Der Einstellung der Konkurrenz gegenüber. Als ich am Donnerstag meinen ersten "richtigen" Arbeitstag hatte, saß Nachrichtenredakteur Godfred schon auf der Couch im Eingangsbereich. "May I quickly go to the toilet?", frage ich ihn. Daraufhin zeigt er mir das Bad, aber das Toilettenpapier ist alle. Ich also zurück zum Eingangsbereich, "Sorry, there´s no paper anymore." "Oh, really?", fragt Godfred. Er sucht ein wenig herum, findet aber keins. "Can you use ordinary paper?", fragt er mich. "Like…the newspaper?", entgegne ich. "Yeah", sagt Godfred, strahlt und drückt mir eine Zeitung in die Hand. "Here, take the Ghanaian Voice." Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen.

Von solchen Episoden abgesehen, kehrt langsam fast schon Alltag ein. Ich weiß in etwa, welche Tro-Tros von wo wohin fahren, habe ghanaisches Essen probiert, weiß in etwa, was mir schmeckt, habe mich halbwegs an die Lebensweise gewöhnt. Erfreue mich an Schokomilch und Erdbeerjoghut in Tüten. Sogar trainieren kann ich hier. Anas, einer der Betreuer, hat sich eine Hantelbank gebaut. Ihr findet ein recht klischeevolles Foto davon im Fotobereich unter "Schnappschüsse", außerdem einige Fotos vom Haus.
Ich habe mein Lieblingsbier gefunden, das "Stone Beer". Es ist etwas herber als "Star Beer". Eigentlich sind beide gut. Kommt immer auf die Situation an. Daneben gibt es Sekt und Erdbeerlikör, beides gut trinkbar, wenn auch etwas feminin. Wodka oder vergleichbares hab ich hier noch nicht gesehen. Ebenso wenig Alkohol in Beuteln, und wirklich weg war ich abends auch noch nicht. Aber ich hab ja noch ein wenig Zeit. Drei Monate, genauer gesagt. Schon verdammt lang. Aber wahrscheinlich wird es wie im Flug vergehen. Und einen House-Club muss ich auch noch finden. Das könnte ganz schön schwierig werden. Und zum Anziehen hab ich auch nichts mehr. Bin aber gleichzeitig zu faul, um Wäsche zu waschen. Könnte in einem Konflikt ausarten, die Situation.

Am Wochenende waren wir in Cape Coast, einer an der Küste gelegenen Stadt, etwa 150km von Accra entfernt. Hauptattraktion dort ist eine Sklavenburg, außerdem findet sich etwas weiter der "Kakun Nationalpark", ein Park mit Regenwald, über dessen Baumkronen der mutige Tourist auf wackeligen Hängebrücken schlendern kann.

Ghana hat übrigens bald Geburtstag. Am 6. März feiert es seinen 50. Independence Day, ein Ereignis, über das jetzt schon kräftig berichtet wird und alle Ghanaer in großen Stolz versetzt. "Ghana @ 50", heißt es überall, T-Shirts, Flaggen und Wimpel werden verkauft. Angeblich soll während der Feierlichkeiten sogar eine Woche Urlaub herrschen. Landesweit. Aber das ist noch nicht bestätigt. Fest steht nur, dass es ein Riesenfest und unzählige Paraden geben wird. Dann wird es wahrscheinlich noch chaotischer. Tausende Schwarze auf den Straßen, tanzend und singend. Und mittendrin ein paar Obronis.

Ich komme gar nicht mehr richtig nach mit dem Blog schreiben, dieser Eintrag setzt sich nun schon aus drei Einträgen zusammen, was unter anderem auch am ghanaischen Internet liegt, das leider nicht immer so will, wie ich will. Aber langsam sollte ich es doch schaffen, das Blog up-to-date zu haben.

Heute hab ich meinen ersten Artikel fü den "Enquirer" geschrieben, namens: "Ghana impressive in every way – From an Europeans view". Eine ganze Seite, samt Fotos. Wird wahrscheinlich am Donnerstag erscheinen, hoffe ich zumindest. Was ich danach dann so schreiben soll, kann ich mir zwar noch nicht vorstellen, aber das hat ja erstmal Zeit. Morgen ist erstmal frei, weil sich alle von der anstrengenden Zeitungsproduktion von heute erholen müssen. Kann man ja auch irgendwo verstehen.





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